Es sollte sich herumgesprochen haben: Google ist eine Datenkrake. Klar, es kostet kein Geld, die Suchmaschine oder einen der zahlreichen Dienste zu nutzen, aber man bezahlt immer mit seinen Daten. Deswegen sammle ich ab heute an dieser Stelle mal ein paar Dinge, mit denen man sich von Google unabhängig im Internet bewegen kann.
Inzwischen kann man regelrechte Hass-Seiten gegen Google im Netz finden. Das ist verständlich, wenn man nicht weiß, wie man dem Giganten wenigstens ein wenig aus dem Weg gehen kann. Letztlich entscheiden die Nutzer, ob man weiter einer scheinbaren Übermacht sein ganzes Leben in den Rachen wirft, oder ob man sich wenigstens an einigen Stellen nach Alternativen umsieht. Und die gibt es! Zuhauf!
1. Der Browser
Google Chrome ist der vielleicht beste Browser den man bekommen kann. Über die schnelle Engine hinaus hat er viele Funktionen, die den täglichen Gebrauch vereinfachen. Wem das nicht reicht, der hat die Möglichkeit, aus tausenden Plugins zu wählen und etwas Passendes zu finden.
So richtig gut ist Chrome aber erst mit einem Google-Konto. Und da gehen die Probleme los. Mit dem Google-Konto ist viel verbunden, zB. auch ein Youtube-Kanal, ein Gmail-Account, ein Maps-Account, der Kalender …
Hinter jedem dieser Dienste steckt eine Möglichkeit, Daten des Nutzers zu sammeln. Mit der Zeit kennt ihn Google besser als seine eigene Mutter.
Meine Alternative heißt: Brave
Brave ist ein guter Browser, weil die Engine, die im Hintergrund aus abstrakten Text eine Seite baut, die gleiche ist wie im Chrome. Die Chromium-Engine ist ein OpenSource-Projekt von Google, die Entwickler können also nachschauen, ob im Code schon „Schweinereien“ drin sind oder nicht.
Da der „Unterbau“ der Gleiche ist, funktionieren alle Plugins, an die wir uns alle gewöhnt haben und die wir nicht mehr missen möchten. Aber der Browser spioniert dich nicht aus. Er blockiert schon von sich aus automatisch alle Tracker auf der besuchten Seite und macht so das Internet ein wenig netter.
Über die Brave-Rewards muss man eigentlich nur wissen, dass man sie komplett ausschalten kann. Mit den Rewards kann man sich irgendwelche Tokens mit dem Ansehen von Werbung oder Seiten verdienen, die man dann wieder weiter schicken kann … Ich halte das momentan für Mumpitz, habe mich aber auch nicht großartig damit beschäftigt.
Firefox ist eine weitere verbreitete Alternative. Er wird vor allem von Entwicklern geschätzt. Viele Plugins machen auch ihn zu einem mächtigen Werkzeug. Die Einstellungen zum Datenschutz sind vielfältig und sinnvoll. Ich persönlich finde Slogans wie „Aus Liebe zum Web“ dann doch etwas übertrieben …
2. Die Suchmaschine
Klar, ohne Suchmaschine ist das Internet schwer zu benutzen. Man ist einfach darauf angewiesen, relevante Links zu finden, die zu dem Thema passen, dass einen gerade interessiert. Google ist hier nach wie vor der Platzhirsch, aber auch vor allem deshalb, weil die meisten Leute die Suchmaschine benutzen ohne nachzudenken. Auch hier sammelt Google jede Menge Daten. So richtig interessant ist es natürlich, wenn man mit einem Google-Konto angemeldet ist (jeder Chrome-Nutzer ist das in der Regel). Der komplette Suchverlauf wird gespeichert.
Meine Alternative heißt: DuckDuckGo
Momentan bin ich damit zufrieden. Die Sicherheit der privaten Daten wird gewahrt. Man ist nicht in der Google-Blase gefangen, die einem, basierend auf dem gesamten gespeicherten Nutzerverhalten, vermeintlich relevantere Ergebnisse präsentiert.
Aber es gibt weitere gute Suchmaschinen und jede hat ihre Berechtigung.
Microsoft Bing ist ein wenig anders und speichert auch nichts wenn man keine Cookies setzen lässt bzw. sich nicht einloggt. Die Ergebnisse unterscheiden sich zum Teil erheblich von den Seiten, die bei Google oben stehen. Es gibt viele „Kleinigkeiten“, die von manchem Nutzer geschätzt werden. Filtermöglichkeiten bei der Bildersuche, eine analoge Uhr, ein HD-Hintergrundbild, eine Videosuche, die auch gleich abspielt usw.
Swisscows ist so richtig anders. Ich habe sie auch erst kürzlich entdeckt. Eine „semantische Karte“, in der man die Suche passend weiter einschränken kann, lässt eine sehr effektive Suche zu. Dabei zeigen Größe und Farbe der Felder an, wie präsent der Begriff im Zusammenhang mit der Suche ist. Allerdings kann man sich damit auch ins Aus katapultieren und die Suche wird komplett irrelevant. Ausprobieren!
Startpage verspricht, die diskreteste Suchmaschine überhaupt zu sein. Ich kann dazu nicht viel sagen als: es funktioniert gut.
Metager garantiert sogar die Privatsphäre und wirbt damit, mit Ökostrom betrieben zu werden. Man spricht außerdem von „vielfältig und frei“, da keine Zensur stattfindet. Auch wenn ich persönlich die Schlagworte etwas abstoßend empfinde, gegen ungefilterte Inhalte habe ich erstmal nichts. Man möchte selbstverständlich selbst entscheiden, was man zu sehen bekommen und was nicht. Die Anfragen gehen jeweils an viele andere Suchmaschinen und liefern so vom grauen Allerlei abweichende Ergebnisse. Kann erfrischend sein!
QMeta war ein Projekt, dass eine Suchmaschine betreiben wollte, ganz ohne jede Einschränkung. Das ist inzwischen in Deutschland nicht mehr möglich und so musst das Projekt mit dem Erscheinen der DSGVO eingestellt werden. Eine traurige und zugleich verstörende Entwicklung!
Die Erklärung des Entwicklers, die momentan noch erreichbar ist, lautet:
qmeta.net wurde eingestellt!
Warum das Projekt „qmeta.net – Die anonyme Suchmaschine“ beendet wurde, erkläre ich folgend in kurzen Sätzen.
1. DSGVO: Als Privatperson ohne rechtlichen Beistand, war es mir nur durch die Investition von etlichen Stunden an Recherche-Arbeit möglich eine Suchmaschine „halbwegs“ DSGVO-Konform zu betreiben, mit der durchgehend bestehenden Angst vor Abmahnungen.
2. Zensierung: Eine anonyme und unzensierte Suchmaschine in Deutschland zu betreiben ist nicht möglich. Diese Erfahrung musste ich mehrfach durch Androhungen von „Rechtswegen“ miterleben.
3. Keinerlei Einnahmen: Durch die Anforderungen wie „Cookieless“ und „vollständig Anonym“ war es praktisch unmöglich Werbetreibende/Sponsoren zu finden, die bereit waren, auf das Sammeln von Benutzerdaten verzichten zu müssen. Die Serverkosten betrugen im Durchschnitt ca. 120€ pro Monat.
4. Artikel 13/18 & 11: Die Drohende Gesetzesverschärfung und damit einhaltende Zensierung des „Freien Internets“ hätte ich nicht umsetzen können. Die Entwicklung von Content-Filtern etc. sind bei einem 1-Mann-Projekt nicht stemmbar.
Aus den genannten Gründen musste ich das Projekt letzten Endes einstellen.
3. E-Mail Anbieter
Mit jedem Android-Handy kommt es zwangsläufig: das Gmail-Konto. Viele benutzen es, weil es einfach bequem ist.
Meine Alternative: selbst gehostete E-Mails
Das geht nur in Verbindung mit einem Webserver und kommt deswegen für viele nicht in Frage.
Freie Anbieter, bei denen man keinerlei Bedenken haben müsste, sind mir nicht bekannt. Ich nutze noch ein GMX-Konto und da ist die Privatssphäre sicher nicht so besonders. Außerdem gibts haufenweise Werbung und Spam.
Da ist vielleicht das Postfach des jeweiligen Internetanbieters noch die sicherste Variante. Okay, …@t-online.de klingt eben nicht so dolle, aber dafür wird man dort nicht zugespamt.
Für kleines Geld lassen sich Dienste finden, die Privatssphäre garantieren. Da ich keinen der Dienste bisher genutzt habe, kann ich nicht aus der Erfahrung berichten.
Bei Mailfence bekommt man weitere Dienste wie Kalender und Speicherplatz für kleines Geld. Dieser Anbieter hat mich auf den ersten Blick am meisten angesprochen.
3a. E-Mail Programm auf dem Android-Handy
Mit jedem Android-Handy kommt es zwangsläufig: das Gmail-Konto. Viele benutzen es, weil es einfach bequem ist. Dazu gehört auch der G-Mail-Client
Meine Alternative: Spark
E-Mailprogramme gabs früher mal wie Sand am Meer. Aber die moderne Gesellschaft wendet sich in einigen Bereichen von der klassischen E-Mail ab. Trotzdem haben wie sie alle noch – die E-Mailkonten, hier und dort. T-Online, GMX, Web.de usw.
Ich habe mich auf dem Handy jetzt für eine Abkehr vom Gmail-Client entschieden und setze Spark ein.
4. Übersetzer
Der Google-Übersetzer war ein Witz als er herauskam. Er formte so lustige Sätze, dass man sich mit ihm sehr viel Spaß ins Büro holen konnte.
Irgendwann auf einer Messe habe ich mich mit einem Chinesen über den Google-Übersetzer unterhalten. Er sprach Chinesisch in das Tablet, ich Englisch oder Deutsch. Die Verständigung war holprig, aber es ging. Spätestens ab diesem Zeitpunkt, konnte man die Sache ernst nehmen.
Meine Alternative: Deepl
Deepl ist ein deutsches Projekt und schlägt den Google-Übersetzer bei Texten um Längen. Er ist besser bedienbar und das Ergebnis ist vielleicht noch nicht perfekt aber doch sehr gut verständlich. Für gesprochene Texte funktioniert er allerdings noch nicht und die Auswahl der Sprachen ist geringer als bei Google. Aber wer weiß, da kommt sicher noch was.
5. Navigation
Google bringt Maps und es funktioniert ja ganz gut. Wenn es nur nicht von Google wäre …
Jahrelang habe ich mit großer Begeisterung Waze genutzt, eine israelische Navi-App mit Community dran. Da wird man gleich vor Unfällen und Behinderungen gewarnt und kann andere warnen. In Israel ist das immer noch DIE Navi-App. Jeder den du dort fragst, empfiehlt dir Waze.
Für die Entwickler und ihr Startup gab es 2013 dann den Jackpot (1 Mrd. Euro), sie konnten ihr System verkaufen … ausgerechnet an Google.
Hier kenne ich noch keine gute Alternative. Entweder wieder das Offline-Navi im Auto nutzen oder die Navigator-App, eine Offline-Anwendung, die wir bereits auf unserer USA-Rundreise 2014 intensiv genutzt haben.
Im Internet werden einige Empfehlungen ausgesprochen, die ich mir in der nächsten Zeit einmal anschauen werde. Die Ergebnisse werden an dieser Stelle nachgetragen.